Projektphase Eins: Ist-Analyse und Abschätzung des Nutzens
Ob es sich um einen Herzinfarkt oder einen Unfall handelt – wenn wir in Not geraten, benötigen wir schnelle Hilfe. Gut, wenn diese sich gleich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet und sofort zur Stelle ist. Bei den sogenannten „Helfern vor Ort“ – auch First Responder, Sanitäter vor Ort oder Voraus-Helfer genannt – handelt es sich um Ehrenamtliche mit einer erweiterten Ausbildung in Erster Hilfe. Nicht nur in ländlichen Regionen können sie in kurzer Zeit und noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes an der Einsatzstelle sein. In dieser wertvollen Zeitspanne werden erste lebensrettende Maßnahmen eingeleitet, durch die sich die Überlebenschancen der Patienten deutlich erhöhen.
Ergebnisse der Studie
Seit 2017 setzt die ADAC Stiftung das Forschungsprojekt „Helfer vor Ort“ zur Verbesserung der Erstversorgung in akuten Notfällen um. In der ersten Phase des Projekts wurde die aktuelle Situation und das Potential der Helfergruppen analysiert. Die Ergebnisse liegen seit April 2019 vor:
Die ADAC Stiftung veröffentlicht erste Ergebnisse des Forschungsprojekts
- In ganz Deutschland gibt es 1.365 dokumentierte Helfer-vor-Ort-Gruppen, davon allein 494 in Bayern.
- Die jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.
- Ein Drittel aller Gruppen wird von der ortsansässigen Feuerwehr betrieben, der Rest von Hilfsorganisationen.
- Je nach Gebietstyp und Alarmierungsverhalten sind die ehrenamtlichen Helfer sogar bis zu fünf Minuten schneller an Ort und Stelle als der öffentliche Rettungsdienst.
- Bei insgesamt 58.026 Einsätzen im Jahr 2017 haben die freiwilligen Ersthelfer den örtlichen Rettungsdienst unterstützt.
Dies zeigt, wie groß das Potential „Helfer vor Ort Netzwerke“ ist.
Abschlussbericht herunterladenProjektphase Zwei: Konzept für bundesweite Ausweitung
Um das in Phase Eins festgestellte Potential nutzbar zu machen, wurde in der zweiten Phase ein Konzept für die bundesweite Verbreitung von Helfern vor Ort entwickelt. Dieses Konzept beinhaltet konkret die folgenden Punkte:
- Leitfäden für Helfer-vor-Ort-Gruppen zu den Themen:
– Eignung und Ausbildung
– Ausrüstung
– Alarmierung und Anfahrt
– Aufgaben am Einsatzort
– Qualitätsmanagement
– Dokumentation und Datenschutz
– Haftung und Versicherung
– Finanzierung und
– Infektionsschutz
- Abschätzung der benötigten finanziellen Mittel für Helfer-vor-Ort-Gruppen
- geeignete Kennzahlen und Messverfahren zur Evaluierung
Zur Erarbeitung des Konzepts wurden Landkreise, die bereits über Helfer-Vor-Ort-Gruppen verfügen, zu ihren Erfolgsfaktoren befragt. Insbesondere wurden aber auch Landkreise befragt, welche Hindernisse es gibt, Helfer-Vor-Ort-Gruppen ins Leben zu rufen.
Gründe sind insbesondere das Fehlen von
- Initiatoren / Kümmerern
- Trägern
- geeigneten Freiwilligen
- Finanzierung
- rechtliche Vorgaben in einigen Bundesländern.
Um die Schwelle für die Gründung von neuen Helfer-vor-Ort Gruppen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen (z. B. “Tradition” von Helfern vor Ort, rechtliche Vorgaben, finanzielle Mittel), so gering wie möglich zu halten, wurden die Empfehlungen und die Mittelabschätzung für drei verschiedene Anforderungsniveaus erarbeitet.
Der vorliegende Entwurf des Konzeptes wurde mit einem projektbegleitenden Expertenbeirat abgestimmt.
In der dritten Phase soll das Konzept schließlich evaluiert werden. Hierzu sucht die ADAC Stiftung nach neuen Gruppen, die die Empfehlungen unter wissenschaftlicher Begleitung in der Praxis anwenden. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter info@stiftung.adac.de
Abschlussbericht herunterladen