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Vortragssituation in einer Veranstaltungshalle. Karsten Schulze spricht das Grußwort zum UFO-Symposium 2025 vor Publikum.

Symposium für Unfallforschung und Sicherheit im Straßenverkehr 2025

„Vernetzung und Kooperation“: Dieser Themenschwerpunkt stand im Fokus, als am 24. Juni 2025 rund 100 Expertinnen und Experten aus Rettungswesen, Feuerwehr, Polizei, Behörden, Politik, Automobilindustrie sowie Wissenschaft und Forschung zusammenkamen. Beim Symposium für Unfallforschung und Sicherheit im Straßenverkehr 2025 (UFO25) tauschten sie sich interdisziplinär aus über Fahrzeug, Infrastruktur und Mensch – mit Themen von der aktiven Sicherheit (Unfallprävention) über die passive Sicherheit bis hin zur tertiären Sicherheit (Rettung und Notfallmedizin).

Auf Einladung der ADAC Stiftung, der Unfallforschung des ADAC e.V. und der Abteilung Biomechanik und Unfallforschung des Instituts für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München erlebten die Teilnehmenden Fachvorträge, Kurzpräsentationen, eine interaktive Begleitausstellung sowie spannende Live-Vorführungen.

Interdisziplinäre Kooperation in Theorie und Praxis

Zu den Highlights zählte eine Demonstration unseres Projekts zur Gefahrenwarnung an Einsatzstellen und eine Testfahrt, bei der Teilnehmende mit Hilfe von Orthesen am eigenen Leib spüren durften, wie die Fahrtauglichkeit bei Verletzungen eingeschränkt sein kann. Eine Abendveranstaltung bot den Teilnehmenden zuletzt ausreichend Möglichkeiten zum Networking und zum fachlichen Austausch.

UFO25 im Rückblick: Das waren die Themen, Keynotes und Fachvorträge

20 Jahre ADAC Unfallforschung

Karsten Schulze, Vorsitzender des Stiftungsrats der ADAC Stiftung und Technikpräsident des ADAC e.V., hat in seiner Keynote die Erfolge aus 20 Jahren ADAC Unfallforschung gewürdigt – darunter die Entwicklung praxisnaher Sicherheitslösungen wie Rettungskarten, Kompatibilitätscrashtests und adaptiver Rückhaltesysteme – und die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit hervorgehoben. Zugleich betonte er die zukünftigen Herausforderungen wie die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen, die Integration neuer Technologien und die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Unfallforschung noch stärker in die Praxis zu übertragen und zu skalieren.

„Doctor, when can I drive?“ – Beurteilung der Fahrtüchtigkeit im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie

Im Vortrag „Doctor, when can I drive?“ thematisierten Dr. Dominique Schöps und Dr. Falk Hilsmann die fehlenden einheitlichen Kriterien zur Beurteilung der Fahrtauglichkeit nach orthopädischen Verletzungen. In einem von der ADAC Stiftung geförderten Forschungsprojekt am Motion Lab der Uniklinik Düsseldorf wurden Bewegungs- und Kraftdefizite mittels speziell angefertigter Orthesen bei gesunden Probanden simuliert. Deren Einfluss auf die Fahrleistung wurde mithilfe eines Fahrsimulators und eines 3D-Bewegungsmesssystems untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass Einschränkungen an Gelenken wie Knie, Ellenbogen oder Sprunggelenk teilweise ausgeglichen werden können. Dennoch besteht ein klarer Bedarf an standardisierten, reproduzierbaren Leitlinien. Die Forschungsergebnisse fließen in Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung der BASt ein.

Unfallrettung – Herausforderungen für Feuerwehren

Dr. Rolf Erbe beleuchtete in seiner Präsentation die Herausforderungen der technischen Rettung bei Verkehrsunfällen aus Sicht der Feuerwehren. Er betonte die entscheidende Bedeutung der präklinischen Phase, die Notwendigkeit eines abgestimmten Zusammenspiels von Medizin und Technik sowie die Einhaltung der „Golden Hour (bzw. Period) of Trauma“. Zudem forderte er eine stärkere Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie, realitätsnahe Aus- und Fortbildungen sowie standardisierte Einsatztaktiken zur Verbesserung der Rettungsqualität.

Erstellung und Validierung von Modellen zur Vorhersage von schweren Verletzungen für den Einsatz in erweiterten eCall-Systemen

Dr. Michael Hetz von der Uniklinik Leipzig präsentierte ein innovatives Prognosetool zur Vorhersage schwerer Verletzungen bei Verkehrsunfällen, das auf GIDAS*-Daten basiert und für den Einsatz in erweiterten eCall-Systemen entwickelt wurde. Ziel ist es, durch frühzeitige und präzise Einschätzung der Verletzungsschwere eine bedarfsgerechte Alarmierung von Rettungsmitteln, eine gezielte Schockraumvorbereitung und eine optimierte Klinikzuweisung zu ermöglichen. Erste Validierungen zeigen vielversprechende Ergebnisse, insbesondere für Verletzungen an Kopf, Thorax und Extremitäten.

* German In-Depth Accident Study, die deutsche Studie zur vertieften Verkehrsunfalldatenerhebung

Menschenrettung aus Elektrofahrzeugen

Prof. Roland Goertz von der Bergischen Universität Wuppertal hat über das von der ADAC Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Menschenrettung aus Elektrofahrzeugen“ berichtet. Im Projekt wurden (Unfall-)Szenarien mit Elektrofahrzeugen definiert und entsprechende Einsatzempfehlungen für Feuerwehren erarbeitet. Diese fließen in die DGUV ein. Außerdem wurden mit einem Druckbehälter die bei Batteriebränden entstehenden Ventinggase analysiert. Prof. Goertz betont, dass Batterien von Elektrofahrzeugen sehr sicher sind, im Falle eines Unfalls aber eine angepasste Taktik, spezielle Messtechnik, erhöhte Schutzmaßnahmen und ein deutlich höherer Kräfteansatz erforderlich sind. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind auch für die ADAC Pannenhilfe und Mobilitätspartner (Abschleppunternehmen) interessant.

Verkehrsunfallprävention in der Schweiz

Dr. Karin Huwiler stellte die Arbeit der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) vor, insbesondere die enge Zusammenarbeit mit der Polizei in Forschungsprojekten wie In-Depth-Analysen und Roadside Surveys zu Alkohol und Substanzen im Straßenverkehr. Sie betonte die Notwendigkeit besserer Datengrundlagen angesichts neuer Herausforderungen wie Verkehrsdichte, Technologien und demografischem Wandel. Die Polizei wurde als zentraler Partner für Unfallprävention hervorgehoben mit dem Ziel, die Kooperation weiter auszubauen.

Kinderunfallkommissionen – Förderung der sicheren und eigenständigen Mobilität von Kindern

Christoph Overs vom Zukunftsnetz Mobilität NRW präsentierte das Konzept der Kinderunfallkommissionen, deren Ziel es ist, die eigenständige und sichere Mobilität von Kindern durch vernetzte, präventive Verkehrssicherheitsarbeit auf kommunaler Ebene zu fördern. Er betonte die zentrale Rolle der Kommunen bei der Umsetzung sowie die Notwendigkeit eines verwaltungsinternen Change-Prozesses, unterstützt durch Mobilitätsmanagement und politische Rückendeckung. Abschließend zeigte er anhand von Beispielen und Unterstützungsangeboten auf, wie Kommunen aktiv zur sicheren und nachhaltigen Mobilität von Kindern beitragen können.

Zuverlässigkeit von Fahrerangaben in der Verkehrsunfallforschung

Dr. Stefanie Weber von der Audi Accident Research Unit stellte die Ergebnisse der Dissertation ihrer Kollegin Karen Tschech vor, die die Zuverlässigkeit von Fahrerangaben zum Unfallhergang, zur Geschwindigkeit und zum Reaktionsverhalten anhand objektiver Daten aus Event Data Recordern (EDR) untersucht hat. Dabei zeigte sich, dass subjektive Aussagen häufig ungenau oder unvollständig sind, was unter anderem auf unbewusste Wahrnehmungs- und Erinnerungsfehler zurückzuführen ist. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung standardisierter Interviews und den Abgleich mit EDR-Daten, um valide Erkenntnisse für die Unfallforschung zu gewinnen.

Kurzpräsentationen im Rahmen des UFO25

  • Blendung im Straßenverkehr, Jasmin Sieber, ADAC e.V.
  • Zero Prototype Lab – Realität erfahren im Fahrsimulator, Christopher Pohr, EDAG
  • 5-SAFE, Dominic Scholze, HS Landshut
  • Gefahrenwarnung an Einsatzstellen mittels C-ITS/V2X, Thomas Heinrich, ADAC Stiftung
  • Gefahrenwarnung an Einsatzstellen mittels Videodetektion, Johannes Traxler, EYYES
  • Sicherung von stehenden Rettungskräften im Fahrzeug, Mihai Lebaciu, BACI/HTW Berlin
  • Unfallaufnahme, Maximilian Oswald, ADAC e.V.

„Das UFO-Symposium steht für interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation von Akteuren aus allen Bereichen der Unfallforschung und Straßenverkehrssicherheit.“

Vorsitzender des Stiftungsrats der ADAC Stiftung und Technikpräsident des ADAC e.V.

Ein Bus aus der Straße im Hintergrund. In Unschärfe fahren Radfahrer vor dem Bus.

Unfallforschung im gesamten Spektrum

Weitere Informationen zum Symposium für Unfallforschung und Sicherheit im Straßenverkehr sowie zu den bisherigen UFOs finden Sie hier.

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